über Kunst/Handwerk schreiben

Dieser Blogeintrag ist ein kurzer Bericht über eine Veranstaltung des American Craft Forums mit dem Titel “Craft Writing Now”, das a, 13. Januar 2022 per zoom stattgefunden hat. Es wurden die Gewinnerinnen des Lois Moran Awards for Craft Writing vorgestellt.

Die Organisation

Wer schreibt setzt sich intensiv mit Gedanken und Gegebenheiten auseinander, untersucht Hintergründe, und erreicht damit, Menschen aus sehr unterschiedlichen Bereichen, zu informieren. Es ist im besten Fall nicht einfach Kritik, sondern ein ganz komplexer Vorschlag für den Prozess einer Problemlösung. Schreiben , wie es das Craft Council versteht, dient als Katalysator, Vermittler, Horizonterweiterung.

Kelly Pendergrast,

Die erste Preisträgerin ist eine junge Frau mit blonden Haaren und schwarzem Pulli, und sie erzählt von ihrer schriftstellerischen Tätigkeit. Ihr Artikel COZY TECH (Real Life magazine) wurde mit dem ersten Preis ausgezeichnet.

Immer mehr hochtechnologische Objekte versuchen sich eine weniger abstossende Oberfläche zuzulegen. Wie wir uns in weiche Kleider hüllen, verpacken grosse Firmen ihre sehr teuren Gegenstände in weichen, angenehmen Hüllen. Kelly zeigt in ihrem Vortrag zwei Plakate von den grössten Geräteherstellern digitaler Geräte. Als ausgebildete Fiber-Artist (Textile Gestalterin) wundert sie sich über diese Tendenz. Wie der Wolf im Märchen unter einem Schafspelz, blinkt unter der weichen kuscheligen Hülle ein Überwachungsgerät hervor. Es handelt sich deutlich um eine Strategie, einer direkten Konfrontation auszuweichen. Ein so weiches mikriges Bällchen kann auf keinen Fall irgendeine Gefahr darstellen. Der hartgesottenste Kritiker wird davon eher an ein Stofftier für Kleinkinder erinnert, als an ein Spionage-Instrument.

Kelly untersucht in ihrem Artikel mit ihren eigenen Gedanken die Politik, die eine so verführerische Verwendung von Textilien in unserer Gesellschaft fördern, zulassen, oder einfach nur tolerieren. Ebenso untersucht sie die Herstellung dieser sehr komplexen, wunderbaren, textilen Produkten.

Sie wird gefördert von ihrem Verleger (wie ich von Bernd Pfannkuche, dem ich an dieser Stelle kurz danken möchte) Die persönliche Beziehung zum Verleger oder auch dem Betreiber eines Online-Magazins sind unglaublich wichtig.

Glenn Adamson

ist Kurator, Schriftsteller und Historiker in New York. Er hat am Museum of Arts and Design und dem V&A Museum gearbeitet. Der Moderator der Online Veranstaltung des “American Craft Council” mit dem Titel “What does it mean to write about craft in the contemporary moment?”, stellt sehr wichtige Fragen in den Raum.

Was wird durch das Schreiben über Kunst/Handwerk überhaupt erreicht? FB und andere Unternehmen verwässern die Kunst des Schreibens. Der echte Gedankenaustausch findet nur schwer in den systemkonformen Medien statt. Er kritisiert, dass es immer weniger Plattformen gibt, wo man um zusammen denkt. Sich zusammenzufinden, um gemeinsam zu überlegen und Ideen auszutauschen ist besonders in der Coronazeit sehr schwierig geworden. Es bleibt aber relevant, weil sich Ideen im Dialog schärfen.

Rachael Arauz,

Kuratorin und Organisatorin der Veranstaltung, die übrigens aufgezeichnet wurde. Als Textile Gestalterin hat sie sich in der Vergangenheit mit Themen beschäftigt, wie beispielsweise Abstraktion, Mexikanische Fotografie, Sprache und Text in der Gegenwartskunst, Nicht Figuratives Portrait, Geräusch Skulptur, und Weben. Zuerst schreiben wir, wir wollen, dass andere Menschen diese Texte lesen, und müssen dann an verschiedenen Türen anklopfen, und fragen, ob jemand das Geschriebene brauchen kann. Es geht um die Vermittlung neuer Erkenntnisse, um die Zusammenfassung neuer Ideen, um neue Ansichten. Wer von den einschlägigen Magazinen uns dann Platz einräumt, hängt von vielen Faktoren ab. Es ist nicht immer leicht, dort angenommen zu werden als Schreibender. Sie fragt, wie es leichter gelingen könnte, einen solchen Platz zu bekommen.

Velina Robinson Glass

(zum Zeitpunkt der Konferenz coronakrank), stellt darauf fest, sie würde sogar im Supermarkt den Leute ihre Überlegungen darlegen, “I really want to be heard”. Sie hat ihr Leben lang immer Dinge gemacht, genäht, gebaut, getöpfert, und musste sich immer wieder rechtfertigen, dass sie etwas KANN.

Immer wieder musste sie sich gefallen lassen, belehrt und erniedrigt zu werden. Dann hat es ihr gereicht, und sie hat sich mit ihren ruhigen Worten verteidigt, und hat begonnen zu schreiben. Sie hat, wie man auf Englisch sagt- ihre eigene Stimme gefunden, und schreibt jetzt viel über Diskriminierung und Ausgrenzung von Frauen vieler Ethnien aus dem Raum des Schreibens über Kunst.

Aram Han Sifuentes,

die ebenfalls Preisträgerin ist für “Creative Writing”, meint, dass sich das Schreiben nur lohnt, wenn man sehr persönlich betroffen ist von den Themen. In ihrer Arbeit geht es ihr besonders um Rassissmus und Benachteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund.

Indira Allegra,

ebenfalls Kuratorin, untersucht in ihrer schriftstellerischen Arbeit das Denkmal als vitaler Bestandteil des menschlichen Daseins. In einem Satz legt sie dar, wie sie aus der Perspektive der Webenden Frau, die einen Faden mit dem anderen kreuzenden verwebt, ganz allgemein unsere sozialen Kontakte bis hin zur Gesellschaft, als Gewebe betrachtet . Sie vertritt die Ansicht, dass die Welt des Verlegers die wichtigste Schlüsselposition für Schreibende darstellt. Ihr gehört gewissermassen ein Wissensschatz über den Hintergrund von Ritual, Relation, und die Kunst des Webens, meint wir sollten zum Abschluss ein Gedankenexperiment wagen!

The knowing that arises from the work experience evolves into something universal.

Was können wir mit unserer Arbeits-Erfahrung empfehlen, das Menschen helfen könnte, aus Armut herauszukommen, von der sie betroffen sind? Dabei sollten Aspekte wie Gesundheit, Kinderbetreuung, Wohnen, das Sorgen für sich selbst und andere, berücksichtigt werden.

Die Auseinandersetzung mit dieser Frage möchte ich in einem folgenden Blogartikel aufgreifen.